3 Fragen an Andreas Grollich – Corona, Straßenlauf & Bundesliga

“Ich ziehe den Hut vor dem Team”

TSNRW: Sie sind Konditionstrainer der Hockeyherren des Gladbacher HTC, die ans Tor der 1. Bundesliga anklopfen, aber aufgrund der Corona-Krise seit Wochen nicht mehr spielen darf. Wie sieht derzeit das Trainer der Hockey-Herren aus?

Grollich: Ich muss sagen, die Jungs machen es mir sehr leicht – wir hatten schon immer eine Runtastic-Gruppe – damit ich die gelaufenen Kilometer und das Tempo analysieren kann, um möglichen Überbelastungen entgegensteuern zu können. Seit dem wir nicht trainieren können, haben sich die gelaufenen Kilometer vervierfacht – einige versuchen immer wieder, mich herauszufordern und mehr zu laufen als ich, was bisher nicht der Fall war 😉 – einige fahren auch viel mit dem Rennrad, was auch per Runtastic getrackt wird. Ansonsten haben wir dienstags immer eine Zoom Athletiksession, in der wir viel Wert auf Core / Stabi Übungen  legen und natürlich diverse HITT Programme für die Beine, aber auch Ganzkörper trainieren. Die Jungs merken dies meist immer am Tag danach 😉 Mittlerweile sind auch schon Teile der südafrikanischen Hockey-Indoor- Nationalmannschaft bei den Online-Athletik-Sessions dabei. Ebenfalls hatten wir dienstags immer eine Stunde online Yoga – Miriam, die Freundin unseres Kapitäns, hat uns alle da vom Feinsten gedehnt und mobilisiert. Zum Glück dürfen wir ja seit letzte Donnerstag unter Berücksichtigung aller Hygiene und Distanzmassnahmen wieder in Kleingruppen kontaktlos dienstags und donnerstags trainieren – daher haben wir nun mittwochs online Athletik und am Wochenende Laufen die Jungs nach Lust und Laune. Anhand der gelaufenen oder auch auf dem Rennrad abgespulten Kilometer inc. Athletik und Yoga muss ich sagen, ist das Team  auf einem den Umständen entsprechenden sehr guten konditionellen Stand – die Moral im Team und wie sie sich immer gegenseitig in der Team Whats-App Gruppe “gechallenged” haben mit Bildern und Kommentaren, zeigt, wie sehr die Jungs ihren Sport lieben und wissen, dass körperliche Fitness sehr entscheidend sein können.

TSNRW: Als ehemaliger Top-Mittelstreckenläufer (Bestzeit 800m: 1:47 Minuten) haben Sie da nicht „Angst“, dass die Hockeyspieler künftig nicht über die 5 oder 10 km  Straßenläufe an den Start gehen?

Grollich: In der Tat, einige der Jungs haben „Lunte“ gerochen und wie schon erwähnt mich herausgefordert und sind so weit über 200km im Monat gelaufen. Der eine oder andere könnte sicherlich mit entsprechend spezifischem Training eine gute Figur über 5 oder 10km abgeben. Aber dies dient momentan alles zum Aufbau einer guten Grundlagenausdauer – sollte die Saison im August oder September wieder anfangen können – müssen wir dann schon ab Ende Juni langsam mehr an der Qualität (Sprint und Sprintausdauer) und den hockeyspezifischen Bewegungsabläufen arbeiten.

TSNRW: Die Spieler haben in den letzten Wochen ja fast alle im „Alleingang“ trainieren müssen. Wie schwer ist es für den Trainer, aber auch für Sie als Konditionstrainer, die Spieler vielleicht in wenigen Tagen oder Wochen (falls noch eine weitere „Auflockerung“ vom Land folgt) zu motivieren, die restliche Saison – falls sie noch stattfindet – zu Ende zu spielen – schließlich ist der GHTC Spitzenreiter der 2. Bundesliga?

Grollich: Und gerade hier ziehe ich den Hut vor dem Team – ich als ehemaliger Leichtathlet muss mich nicht motivieren laufen zu gehen, da kribbeln die Beine nach 2-3 Tagen ohne Laufen- der Hockespieler ist da anders – er braucht ein Ziel, haut in der Vorbereitung rein und geniesst dann die Saison mit Hockeytraining und einmal die Woche Athletiktraining.  Unsere Jungs sind sich Ihrer Chance sehr bewusst, dass sie sich eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet haben und verdient auf Platz eins zur Halbzeit der Saison stehen. Aber jetzt sind wir die Gejagten – und das heisst, wir müssen mehr tun. Und das haben sie auch in dieser Zeit gezeigt – Sie wollen das Ziel 1ste Bundesliga. Das Trainer-Team ist jederzeit bereit, in wenigen Wochen das Team den nötigen Feinschliff zu geben – die Jungs sind es sowieso – was Sie in den letzten Wochen demonstriert haben.

Foto: Susanne Breithaupt