Die Premiere der von der Deutschen Leichtathletik Marketing (DLM) und dem TSV Bayer 04 Leverkusen gemeinsam ausgerichteten #TrueAthletes Classics hielt, was sie im Vorfeld versprach. Vor allem die Stabhochspringer krönten die Veranstaltung. Sam Kendricks gewann höhengleich vor dem deutschen Meister Bo Kanda Lita Baehre, der über einen neuen Hausrekord jubelte. Der wohl spannendste und hochkarätigste Wettbewerb fand ganz am Ende der Veranstaltung statt, bei dem insbesondere drei Höhenjäger für einen wahren Stabhochsprung-Krimi sorgten. Sam Kendricks aus den USA war es, der den Wettkampf mit übersprungenen 5,81 Meter für sich entschied und damit seine Saisonbestleistung einstellte. Erst 5,91 Meter – gleichbedeutend mit einem neuen Meetingrekord – waren noch etwas zu hoch für den 27-jährigen Weltmeister von 2017 und 2019.
Dass Bo Kanda Lita Baehre (FOTO) in dieser außergewöhnlichen Saison eine absolute Topform hat, bewies der 21-jährige Athlet von Christine Adams erst vor einer Woche bei den nationalen Titelkämpfen, als er bei seinem Sieg auch seine persönliche Bestleistung auf 5,75 Meter verbesserte. In Leverkusen wusste er den Heimvorteil zu nutzen und sprang, ebenso wie Sam Kendricks, über 5,81 Meter und damit zur erneuten Bestleistung. Aufgrund der höheren Anzahl von Fehlversuchen belegte Bo Kanda Lita Baehre Platz zwei. „Ich habe mit den 5,80 Meter geliebäugelt. Umso schöner ist es, dass es geklappt hat. Es ist natürlich immer schön, auf der Heimanlage zu springen. Hier kenne ich alles und ich konnte, trotz Corona-Zeiten, sogar ein paar Familienmitglieder mitbringen. Das war toll“, freute er sich. Ebenso glücklich dürfte der Weltmeister von 2013 Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) mit seinem Wettkampf sein. Er verbesserte seinen Saisonrekord von 5,50 Meter auf 5,76 Meter, die er direkt im ersten Versuch meisterte.
Mateusz Przybylko oder Gianmarco Tamberi – würde der Hochsprung-Europameister von 2018 oder der amtierende Hallen-Europameister das Duell für sich entscheiden? Am Ende floppte der Italiener drei Zentimeter höher als der Leverkusener. Gianmarco Tamberi flog gleich im ersten Versuch über 2,29 Meter und musste seinen Wettkampf erst bei 2,31 Meter beenden. Mateusz Przybylko zeigte einen guten Sprung über 2,26 Meter und versuchte sich anschließend einmal bei 2,29 Meter. Um sich die Siegchance zu bewahren, hob sich der Sportsoldat die beiden weiteren Sprünge für 2,31 Meter auf – die für heute noch etwas zu hoch für den Schützling von Hans-Jörg Thomaskamp waren. „Ich hatte heute nichts zu verlieren und spüre, dass ich so langsam wieder zurück zu alter Stärke finde. Bei den 2,31 Meter habe ich ein bisschen gepokert und vor allem der erste Versuch war gut“, erklärte der 28-Jährige im Anschluss. Rang drei belegten Tobias Potye (LG Stadtwerke München) und Falk Wendrich (LAZ Soest) mit 2,20 Metern.
Ein spannendes Duell über eine Meile lieferten sich Katharina Trost (LG Stadtwerke München) und Caterina Granz (LG Nord Berlin). Den besseren Schlussspurt im Manforter Stadion hatte die Münchenerin, die die Uhr nach 4:29,35 Minuten stoppen ließ – mehr als drei Sekunden schneller als die bis dato Weltjahresbeste Emma Coburn (USA). In der ewigen deutschen Bestenliste schiebt sie sich mit ihrer Leistung auf Rang sieben vor. Caterina Granz lief nach 4:31,91 Minuten über die Ziellinie und sicherte sich Platz zwei. Für die deutsche Meisterin über 5.000 Meter Alina Reh (SSV Ulm 1846) gingen 4:35,20 Minuten und Rang drei in die Ergebnisliste ein.
Erst vor fünf Tagen pulverisierte Speerwerfer Johannes Vetter die Weltjahresbestweite und beeindruckte in Finnland mit einem Wurf auf 91,49 Meter. In Leverkusen ging es mit 84,30 Meter nicht ganz so weit; dennoch gewann er den Wettbewerb mit über 13 Metern Vorsprung vor der Konkurrenz. Nico Rensmann (TSV Bayer 04 Leverkusen) wurde mit 71,14 Meter Zweiter. Allrounder Kai Kazmirek (LG Rhein Wied) belegte mit 61,32 Meter Rang drei.
Für einen klaren und erwarteten Sieg über die 100 Meter Hürden sorgte die Niederländerin Nadine Visser. Schon im Vorlauf demonstrierte die Hallen-Europameisterin in 12,97 Sekunden ihre Stärke und machte deutlich, dass der Sieg nur über sie gehen würde. Im Finale drehte die 25-Jährige bei leichtem Rückenwind (+0,5) noch einmal auf und lief mit deutlichem Vorsprung in 12,85 Sekunden ins Ziel. Auf Rang zwei folgte die deutsche Meisterin Ricarda Lobe (MTG Mannheim) in 13,33 Sekunden. Auf den dritten Platz sprintete die Niederländerin Zoe Sedney in 13,34 Sekunden.
Gleich zweimal ran durften die Männer über 110 Meter Hürden und die drei favorisierten Sprinter wechselten die ersten drei Ränge munter hin und her. In Lauf eins entschied der Italiener Paolo Dal Molin in 13,68 Sekunden das Rennen für sich. Zweiter wurde Vladimir Vukicevic aus Norwegen in 13,83 Sekunden. 13,93 Sekunden beuteten für den deutschen Vizemeister Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01) Rang drei.
Im zweiten Lauf musste Paolo Dal Molin, der sich kurz vor dem Ziel verletzte, mit Platz drei (13,77 Sekunden) vorlieb nehmen. Als Sieger in diesem Rennen ging Vladimir Vukicevik in 13,67 Sekunden hervor. Erik Balnuweit sicherte sich mit 13,70 Sekunden Platz zwei. Die Leverkusener Nachwuchshoffnung Tim Eikermann verbesserte die persönliche Bestleistung um zwei Hundertstel auf 14,16 Sekunden und wurde vor dem WM-Dritten von 2017 im Zehnkampf Kai Kazmirek (14,22 Sekunden) Vierter.
Die 100 Meter der Männer dominierte, wie schon am vergangenen Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften, der Wolfsburger Deniz Almas. Seinen 10,30 Sekunden im Vorlauf ließ er im Finale 10,23 Sekunden bei leichtem Gegenwind folgen. „Es läuft im Moment sehr, sehr gut. Ich habe viele Wettkämpfe, das bin ich so nicht gewöhnt. Deshalb ist die Zeit heute gut und ich bin total zufrieden“, sagte der Newcomer der deutschen Sprintszene. Mit Julian Reus (LAC Erfurt) und Joshua Hartmann (ASV Köln) standen auch die Zweit- und Drittplatzierten der Deutschen Meisterschaften am Start. Hatte Joshua Hartmann bei den nationalen Titelkämpfen noch die Nase vor dem deutschen Rekordhalter Julian Reus, drehte dieser in Leverkusen den Spieß um. Der hart umkämpfte zweite Rang ging nach einer Tausendstel-Entscheidung in 10,27 Sekunden an Julian Reus, während auch für Joshua Hartmann 10,27 Sekunden gestoppt wurden.
In Abwesenheit von der niederländischen Top-Sprinterin Dafne Schippers, die sich beim Aufwärmen einen Hexenschuss zuzog, nutzte die Britin Imani Lansiquot die Gelegenheit und setzte sich in 11,16 Sekunden und damit einem egalisierten Meetingrekord vor einem deutschen Trio durch. Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) sprintete nach 11,30 Sekunden über die Ziellinie und freute sich über Rang zwei. Lokalmatadorin Jennifer Montag stellte in 11,33 Sekunden ihre beeindruckende Konstanz unter Beweis und sicherte sich imaginäres Bronze. Auf Rang vier folgte in 11,44 Sekunden Tatjana Pinto (LC Paderborn), die im Vorlauf in 11,33 Sekunden noch etwas schneller unterwegs war. Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) blieb im Vorlauf in 11,48 Sekunden nur eine Hundertstel über ihrer Saisonbestleistung.
Foto: TSV Bayer 04 Leverkusen