TOPSPORT NRW: Ihr Sieg bei den U23-Europameisterschaften in Schweden liegt ja jetzt schon einige Monat zurück. Wann haben Sie es wirklich begriffen, dass Sie den Lauf über die 3000 Meter Hindernis gewonnen haben?
Ruppert: So wirklich begriffen hab ich es erst Tage später, als ich wieder zu Hause war. Im Rahmen der Meisterschaft waren es einfach zu viele Eindrücke, die ich erst einmal verarbeiten musste.
TOPSPORT NRW: Was hat sich seit dem EM-Titel für Sie getan. Wie war die Resonanz, als Sie nach Hause kamen? Und sprechen Sie heute noch viele Menschen (nicht nur aus der Leichtathletik-Szene) auf den Lauf an, zumal die EM-Wettkämpfe ja im Fernsehen kaum übertragen wurden?
Ruppert: Natürlich haben sich alle extrem für mich gefreut, dass sich die harte Arbeit nun ausgezahlt hat. Tatsächlich mitbekommen haben das Ganze aber eigentlich nur Menschen aus dem persönlichen Umfeld und leichtathletikbegeisterte Menschen.
TOPSPORT NRW: Die Wintersaison hat ja gerade begonnen – also der Auftakt für die neue Saison im Olympiajahr 2020, in dem auch die Leichtathletik-Europameisterschaften in Paris anstehen. Was machen Sie eigentlich beruflich? Lässt sich der Leistungssport auf dem Weg zu höheren Wettkämpfen überhaupt mit Beruf oder Studium verbinden?
Ruppert: Ich studiere derzeit in Köln Sport und Geschichte auf Lehramt. Zudem bin ich seit September diesen Jahres Sportsoldat bei der Bundeswehr. Ein Vollzeitstudium ist neben der Vorbereitung auf höhere Wettkämpfe für mich nicht realisierbar, da der Sport mit der entsprechenden Vorbereitung zu viel Zeit in Anspruch nimmt.
TOPSPORT NRW: Sie haben es ja gerade gesagt. Sie sind jetzt in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Wie sieht hier der berufliche Zeitplan aus?
Ruppert: Grundsätzlich ist das je nach Standort unterschiedlich. Bei mir ist es so, dass ich in regelmäßigen Abständen zu Weiterbildungsmaßnahmen in der Sportfördergruppe anzutreten habe.
TOPSPORT NRW: Kommen wir einmal abseits vom großen Fußball auf die finanzielle Situation der Spitzensportler hierzulande zu sprechen. Wie sieht es bei Ihnen persönlich mit Sponsoren aus (wenn wir mal die Bundeswehr als „Arbeitgeber“ außer acht lassen)? Was muss aus Ihrer Sicht in Deutschland geschehen, damit Top-Leistungssportler ihren Sport ohne jegliche finanziellen Sorgen über einige Jahre hinweg betreiben können?
Ruppert: Mein größter und längster Unterstützer ist Sportsfreund, Alsdorf. Der Inhaber, Frank Rauscheid hilft mir schon seit vielen Jahren mit Laufequipment und hat somit natürlich auch einen Anteil an meinem sportlichen Werdegang. Desweiteren helfen mir zwei weitere Firmen (EAT) und (HKS de Veen) aus meinem Heimatort Herzogenrath. Beide unterstützen mich jährlich mit einem Zuschuss für die drei Trainingsläger, wofür ich ebenfalls sehr dankbar bin.
Es wäre sehr wünschenswert, wenn der Leichtathletik wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt würde und dass die Öffentlichkeit über die Medien wieder einen tieferen Einblick bekäme. Hierdurch könnte man eventuell erreichen, dass auch potentielle Sponsoren ein größeres Interesse daran bekämen, die Athleten zu unterstützen. So könnte man eventuell erreichen, dass sich die Sportler nicht immer wieder damit beschäftigen müssten, wie sie den Sport und das Finanzielle im Einklang bringen
TOPSPORT NRW: Sie starten für den SC Myhl, fürwahr ein kleiner Verein, der in den letzten Jahren unter anderem auch mit Ihnen allen voran auf den Mittelstrecken für mehrere ansprechbare Erfolge gut war. Was macht Myhl anders als andere Vereine?
Ruppert: Uns zeichnen viele Dinge aus. Besonders der Zusammenhalt untereinander. In der Traningsgruppe rund um unseren Trainer Harald Efert mit seinem Trainerteam, welche allesamt ehrenamtlich aktiv und Tag und Nacht für uns alle verfügbar sind, ist jeder bereit für den Trainingskollegen da zu sein, wenn er Hilfe braucht. Dies gilt sowohl in sportlicher als auch in privater Hinsicht. Das ist für mich eine besondere Situation und ich bin sehr glücklich, dass ich beim SC Myhl meine sportliche Heimat gefunden habe.
TOPSPORT NRW: Im Gegensatz zu früheren und erfolgreichen Zeiten der Mittel- und Langstreckler in Deutschland gehört es inzwischen zum „guten Ton“, dass man mehrmals im Jahr Trainingslager in Südafrika, Kenia, Colorado etc. in den Jahresplan integriert. Wie sieht Ihr Jahresplan eigentlich aus?
Ruppert: Auch heute ist es zumeist noch so. Bei mir sieht es jedoch anders aus, da ich sehr Heimat- und besonders Umfeld verbunden bin. Ich brauche mein eigenes Umfeld um mich herum, um leistungsfähig zu sein. Seit Jahren fahre ich dreimal pro Jahr ins Trainingslager nach Paderborn, da man dort aus meiner Sicht alles passend ist.
TOPSPORT NRW: Wie sehen Ihre persönlichen Nahziele aus – eben mit einem EM-Titel bei den U23-Junioren im Rücken. Nächstes Jahr findet die EM in Paris statt. Wie sehen mittel- und langfristig Ihre sportlichen Ziele aus?
Ruppert: Mein Zeil für nächstes Jahr ist die Teilnahme an internationalen Meisterschaften und das allerwichtigste: verletzungsfrei bleiben. Langfristig möchte ich mich in der Hauptklasse etablieren und irgendwann einmal an den Olypischen Spielen teilnehmen.
TOPSPORT NRW: Werfen wir einen Blick nach vorne. Was macht Freddy Ruppert in zehn bis fünfzehn Jahren? Beruflich und vielleicht auch als Trainer in der Leichtathletikszene?
Ruppert: Ich denke, in zehn Jahren wird meine sportliche Laufbahn wohl dem Ende entgegengehen. Beruflich bin ich noch nicht 100 Prozent festgelegt, da ich mir auch vorstellen kann, bei der Bundeswehr zu bleiben, da diese auch gerne ehemalige Spitzensportler nach ihrer sportlichen Karriere in ihren Reihen hat. Als Trainer zu arbeiten ist für mich auch durchaus vorstellbar.
Mit Frederik Ruppert unterhielt sich Manfred Schulz