Viel Selbstbewusstsein bei TV 01-Athleten

An diesem Wochenende finden die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig statt – zum hoffentlich letzten Mal ohne Zuschauer im Stadion. Der TV Wattenscheid 01 geht wie immer mit gleich mehreren Medaillen-Kandidaten in die Wettkämpfe um Gold, Silber und Bronze.

Eine, die in den vergangenen Jahren immer zur nationalen und auch internationalen Spitze gehörte, wird in Braunschweig allerdings nicht am Start stehen. Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz-Emmerich wird in Braunschweig nicht antreten können, wegen muskulärer Probleme. Was aber nicht heißt, dass die Olympia-Saison für die WM-Dritte gelaufen ist. Noch im Monat Juni will die Wattenscheiderin erneut angreifen.

Das wird bei den „Deutschen“ aber auf jeden Fall Daniel Jasinski. Der wiedererstarkte Diskuswerfer des TV 01 hat in dieser Saison bereits zwei mal die Olympia-Norm geworfen, steht auf Platz eins der deutschen Bestenliste – und muss sich trotzdem noch um ein Ticket für Tokio sorgen. Die Konkurrenz im Diskuswurf ist eben extrem groß, gleich fünf Werfer haben die Norm (66 Meter) geschafft. Jasinski aber gilt als der Mann der Stunde: „Seit dem Dezember bin ich gut durchgekommen im Training, ohne großartige Probleme. So konnte ich an das Jahr 2016 anschließen, zwischendurch war es ja ein bisschen schwierig. Jeder der Sport macht, kennt das, wenn man die Rückschläge mitmachen muss. Und das war jetzt eine lange Zeit, immer wieder, wenn es in den Sommer ging, kamen die Probleme.“ Ob noch mehr geht, werde man am Sonntag sehen, lacht ein selbstbewusster, aufgeräumter Daniel Jasinski, „ich gebe mir auf jeden Fall allergrößte Mühe, dass das gut ausgeht. Die Konkurrenz ist in diesem Jahr wieder extrem stark, anscheinend wollen alle zu Olympia, das wundert mich nicht. Wir werden sehen, die Top-3, eine Medaille, peile ich auf jeden Fall an. Ich bin gespannt und freue mich riesig. Weiten-technisch wäre natürlich eine nochmalige Bestätigung der Olympianorm super, das würde mich freuen. Und alles, was darüber hinausgeht, ist natürlich auch schön.“ Hört sich so an, als sei der Peak der Leistungskurve noch nicht erreicht.

Ein bisschen schwieriger stellt sich die Situation für Robin Erewa dar. Der erfolgreichste deutsche 200-Meter-Sprinter der letzten Jahre und vielfache Deutsche Meister hatte noch vor ein paar Wochen mit einer Covid-Erkrankung zu kämpfen. „Die Saisonvorbereitung lief noch in Ordnung, ich hatte das erst relativ spät, Mitte April. Seitdem ist es ein bisschen problematisch, weil ich zwischen den Läufen nicht mehr so gut regeneriere und auch lange Läufe fallen mir schwerer. Es war mir ein bisschen auf die Lunge geschlagen und ich hatte auch nicht den einfachsten Verlauf. Aber naja, ich mach ´ne Saison, ich stell mich hin, da gibt es keine Ausreden, da muss man irgendwie mit umgehen können. Das ist ja kein Hobby. Die Zeiten sind bisher nicht entsprechend gewesen, aber den Umständen entsprechend“, sagte er im Olympiastützpunkt in Wattenscheid, „das ist erst einmal in Ordnung, solange ich bei den Deutschen ein bisschen schneller laufen kann.“ Die persönlichen Ansprüche aber sind da: „Ich nehme mir immer Gold vor, alles andere ist für mich jetzt nicht so zufriedenstellend. Es sind in diesem Jahr schon ein paar Jungs schnell gelaufen. Aber normalerweise müsste ich um Gold mitmachen. Ich versuche natürlich immer, Bestleistung zu laufen, so 20,40, 20,50 Sekunden würde ich schon auf jeden Fall laufen wollen. Am Ende des Tages aber ist es ein Meisterschaftsrennen, da geht es darum, dass man Gold holt, da ist die Zeit dann nicht so wichtig. Aber klar, man muss auch ein bisschen über Olympia nachdenken. Wenn man einen Titel holt in einer guten Zeit, ist das wichtig für´s Ranking. Olympia ist auf jeden Fall das Ziel. Da arbeiten wir drauf hin.“

Auch Marius Probst ist ein Titelverteidiger mit langwierigen Schwierigkeiten vor der eigentlichen Saison. Einen einzigen Wettkampf bisher hat der 1500-Meter-Spezialist machen können – da gab es einen guten vierten Platz bei einem internationalen Start in Belgien. Davor gab es lange Zeit Probleme mit der Achillessehne. „Ich bin viel auf dem Laufband gelaufen, habe Dauerläufe auf Bahn acht im Stadion gemacht, alles letztendlich für den großen Traum Olympia. Und die 140, 150 Kilometer in der Woche haben sich dann leider Gottes gerächt. Ich habe es jetzt gut in den Griff bekommen, so dass ich jetzt am letzten Wochenende zum ersten Mal auf der Bahn stehen konnte, Gott sei Dank, noch rechtzeitig. Der Wettkampf in Belgien hat mir gezeigt, dass ich Selbstvertrauen gewonnen habe. Aber leider, das muss ich ehrlich sagen, kommen die Deutschen Meisterschaften einen Tick zu früh für mich. Man darf nicht all zu viel von mir erwarten.“ Aber Marius Probst wäre nicht er selbst, wenn er nicht auch das sagen würde: „Klar bin ich aber auch immer gefährlich.“ Schöner aber wäre es gewesen, so Probst, wenn die Deutschen Meisterschaften erst in drei oder vier Wochen wären. „Ich bin mir sicher, dass bei mir die Saison jetzt erst anfängt. Viele haben schon mehrere Wettkämpfe gemacht, ich noch nicht. Das ist eine Saison mit Umwegen. Ich habe trotzdem gut trainiert, auch wenn mir vielleicht noch ein bisschen die Spritzigkeit fehlt. Aber ich bin immer da, wenn es drauf ankommt. Mit mir ist immer zu rechnen. No risk, no fun. Druck ist immer da, es wird ja auch viel von mir erwartet, gerade weil ich Titelverteidiger bin, sowohl in der Halle als auch draußen, aber ich brauche noch ein paar Wettkämpfe, um reinzukommen, auch mal ein schnelles Rennen, eine 800. Aber ich habe letztens im Training gesagt, gebt mir drei Wochen, dann steh ich hier auf der Bahn und dann geht’s ab. Das Versprechen halte ich auch.“ Den Traum von den Olympischen Spielen in Tokio hat Marius Probst unterdessen auch noch nicht aufgegeben, trotz langer Verletzung. „Es weiß jeder Bescheid, was ich am Ende erreichen möchte. Ob es dann am Ende klappt, werden wir sehen. Wenn ich noch ein, zwei Wettkämpfe mache, die auf hohem Niveau sind, stehe ich in der Ranking-Liste sehr gut. Ich präferiere aber natürlich, die Norm zu laufen, das ist Schönste, was man erreichen kann. Wenn es am Ende über die Ranking-Liste geht, ist es auch OK. Der Rest kommt Ende Juni hoffentlich.“

Medaillenchancen in Braunschweig hat auch Dreispringerin Jessie Maduka: 13,75 Meter ist sie bisher gesprungen, das bedeutet Platz vier in der aktuellen deutschen Bestenliste für den Wattenscheider Neuzugang. Seitdem Jessie Maduka beim TV Wattenscheid 01 ist, läuft es für sie: „Ich bin super zufrieden, ich glaube, das war mein bester Saisoneinstieg, dabei auch noch super konstant.“ Für das Wochenende stimmt auf jeden Fall alles: „Ich geh mit einem guten Gefühl in den Wettkampf. Es ist vorne super spannend, weil es sehr eng ist, ich glaube, Platz zwei bis vier trennen fünf Zentimeter. Ich bin gespannt, was passieren wird, aber ich weiß, dass auch die anderen Mädels viel drauf haben. Aber ich habe mir doch vorgenommen, mit einer Medaille nach Hause zu fahren.“ Und das am Besten mit einer persönlichen Bestleistung: „Die 14 Meter dürften jetzt auch mal fallen, ich denke, dass das drin ist, wenn alles gut läuft. Die letzte Trainingswoche war super, ich denke, ich bin fit – und wenn alles passt, dann wird’ s wohl klappen.“

Noch ein bisschen vorsichtiger ist Werfer-Multitalent Julia Ritter: Die tritt auch in diesem Jahr wieder in gleich zwei Disziplinen an, mit Kugel und Diskus. Glücklicherweise an zwei unterschiedlichen Tagen. „Die Saison ist ganz gut angelaufen“, sagt Julia Ritter, die auch vom Corona-Virus betroffen war, „dafür, dass ich Covid hatte, lief es doch ganz passabel. Ich hab im Diskus sofort eine persönliche Bestleistung geworfen, womit ich absolut nicht gerechnet hätte. Mit der Kugel läuft es langsam an, es ist noch nicht so, wie ich es haben will, aber es kommt auf jeden Fall und ich habe mir viel vorgenommen für die Deutschen. Zwischen Platz drei und fünf ist alles möglich. Ich möchte natürlich lieber drei als fünf, aber mal gucken.“ Beim Diskus am zweiten Tag der DM, am Sonntag, sei alles offen, lacht Ritter. Mit der Kugel ist die Zielsetzung klar: „Wieder an die 18 Meter ran, am liebsten die 18 stoßen“, sagt sie, „eine Medaille holen“. So sieht ein zufriedenstellender Kugelstoßwettkampf für Julia Ritter aus. Aber es kann ja auch noch weiter gehen, bisher ist es der jungen Leichtathletin noch in jedem Jahr gelungen, mit spontanen Leistungssprüngen zu überraschen. Und wenn das in diesem Jahr schon mit dem Diskus geklappt hat, warum dann nicht auch mit der Kugel. „Ich liebäugele noch ein bisschen mit Olympia, die Saison geht ja noch weiter, wenn nicht drei die Norm gestoßen haben, ist bis Ende Juni die Qualifikationszeit noch offen. Direkt nach den Deutschen habe ich noch zwei Wettkämpfe in Finnland und Osterode. Ich werde bei den Deutschen alles geben und wenn es da noch nicht klappt, dann heißt es,bei den nächsten beiden Wettkämpfen powern.“

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